Der Alltag mit einer Samtpfote zu Hause kann eine wilde Fahrt sein, voller Abenteuer und Überraschungen. Aber auch wenn wir die coolsten Katzeneltern sind, gibt es bei vielen eine Sache, die sie immer ein bisschen ins Schwitzen bringt: Tierarztbesuche. Deshalb möchte ich darüber sprechen, wie wir das Medical Training für unsere Katzen nutzen und in unseren Alltag integrieren können, um nicht nur ihren Gesundheitszustand zu verbessern und zu fördern, sondern auch ihre und unsere Nerven zu schonen.
Denn hey, wir wollen nicht jedes Mal in Panik verfallen, wenn es zum Doc geht, oder?
Lass uns zusammen herausfinden, wie wir dieses Training in unseren Alltag einbauen können, ohne dass es uns überfordert. Und eins kann ich dir schon einmal verraten: Medical Training ist viel mehr, als deine Katze auf den Tierarzt vorzubereiten.
Weniger Stress beim Tierarztbesuch mit Medical Training für Katzen
Medical Training bei Katzen, oft auch Tierarzttraining genannt, beinhaltet alle Dinge, die du deiner Katze beibringen kannst, um sie auf medizinische Eingriffe vorzubereiten. So dass sie sich stressfrei untersuchen und behandeln lassen kann. Das beginnt mit der entspannten Fahrt in der Transportbox und schließt die Behandlungsnachsorge wie Medikamenteneingabe, Wundbehandlung oder Tropfeneingabe mit ein.
Es bedeutet auch weniger Stress für dich, weil dir beim Anstehen eines Tierarztbesuches nicht der kalte Schweiß ausbricht. Dein Puls sich nicht erhöht, wenn du daran denkst, wie du deine Katze mit Leckerli in die Box locken und schnell die Tür zuwerfen musst. Kein schlechtes Gewissen, weil sie sich auf der Autofahrt die Seele aus dem Leib schreit und hechelnd und mit sich überschlagendem Herz auf dem Behandlungstisch kauert.
Kein Wunder, dass für viele Katzenhalter, bei denen es so aussieht, die Hemmschwelle zum Arzt zu gehen, enorm hoch ist.
Gesundheitsvorsorge mit Medical Training
Aber Medical Training ist nicht nur Tierarzttraining. Es kann so viel mehr! Es erleichtert dir und deiner Katze vor allem auch die kleinen Dinge im Alltag. Wie etwa die Gesundheitsvorsorge in Form eines Home Check-Up bei deiner Katze: Es ermöglicht dir, sie abzutasten, die Fell-, Zahn- oder Krallenpflege vorzunehmen, vereinfacht die Medikamentengabe oder das Wiegen. Das Training sensibilisiert dich für Veränderungen und damit auch für die Schmerzerkennung. Und es fördert euer Vertrauensverhältnis. Ihr verbringt gemeinsame Zeit und verbindet das Ganze mit einer Aktivität, die beiden Freude macht.
Medical Training bei Katzen: Das bringt es wirklich
Stressreduktion:
Das Training erleichtert dir das tägliche Leben mit deiner Katze. Es reduziert Stress in verschiedenen Situationen, was du dir super beim alltäglichen Handling zu nutze machen kannst. Sind wir mal ehrlich, für die meisten Katzen, die es nicht gewohnt sind, sind vorsorgliches Abtasten oder ins Maul schauen oder Körperpflege notwendiges Übel bis unangenehm. Daher ist es besser, wenn wir regelmäßig mit unseren Tieren trainieren. Ob es das Bürsten, Zähne putzen, Augen reinigen, die Medikamentengabe oder auch das Geschirr anlegen ist.
Bei mir ist die Fellpflege eine feste Routine des Medical Trainings. Ich kann dir sagen, mit zwei Langhaarkatzen zuhause ist das Scheren ab und an ein Muss. Peanie hat Arthrose und kommt nicht mehr an alle Stellen. Vor allem das Popofell muss ich regelmäßig frei scheren. Würden wir das nicht trainieren, wäre das für uns alle eine freudlose Angelegenheit.
Und glaub mir, es ist Gold wert, wenn deine Katze bereits weiß, dass eine Halskrause ihr nichts Böses will. Indem du vorab trainierst, erleichterst du ihr, mit der Situation positiv umzugehen, wenn unvorhergesehene Situationen aufploppen.
Selbstbestimmung der Katze:
Indem wir im Medical Training mit den Kooperationssignalen “Start – Pause – Stopp” arbeiten, geben wir unserer Katze die Möglichkeit, aktiv mitzumachen. Und damit raus aus der passiven Rolle zu kommen. So packen wir sie nicht einfach und stopfen sie in die Transportbox oder zwingen ihr Zack! eine Tablette ins Maul. Nein, deine Katze ist handlungsfähig, kann aktiv etwas tun und hat ein Stück weit die Kontrolle über die Situation.
Zwar sagen uns unsere Katzen auch ohne, dass wir diese Signale nutzen, wenn sie etwas nicht möchten, aber mit Kooperationssignalen als Verstärker können wir klarer kommunizieren und auch für die Katze ist es eine verlässlichere Kommunikation, weil wir genau wissen, was sie meint und das auch einhalten.
Vertrauensaufbau:
Mit diesem Vorgehen schaffen wir eine Vertrauensbasis par excellence. In meinen Augen gibt es selten eine Trainingsmethode bzw. Beschäftigungsmöglichkeit mit deiner Katze, die so viel Vertrauen aufbaut wie das Medical Training.
Wir haben zum einen die Ehrlichkeit, die wir unserer Katze entgegenbringen. Wir tricksen sie nicht aus. Also quasi das Gegenteil von ”Katze mit Leckerli in die Transportbox locken, schnell Klappe zuknallen und zum Auto rennen”. Nein, beim Medical Training ist es ganz klar, dass wir immer nur so weit gehen, wie die Katze bereit ist zu gehen.
Verstecken wir bei der Tabletteneingabe das Medikament in einem Leckerli, erahnt deine Katze sie vielleicht und verweigert die Einnahme. Schlecht bei einem chronisch kranken Tier, das täglich seine Dosis benötigt. Gerade nierenkranke Katzen leiden manchmal unter Übelkeit und wollen nicht einmal ein Leckerli fressen.
Beim Training verstecken wir die Medis nicht. Hier ist der Deal: “Du bekommst die Tablette und dann bekommst du das Leckerli“. Sauber trainiert, mit ein bisschen Zeit und Geduld funktioniert das super.
Das Schöne an der Sache? Medical Training ist eine tolle Beschäftigung. Dein Tier und du etabliert gemeinsame Routinen und könnt Spaß dabei haben.
Und grundsätzlich gilt: Katzen lieben Routinen: Wenn ihr etwas ohne Schmerzen schon viele Male mit eurer Katze gemacht habt, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass sie es macht, wenn sie sich mal nicht so wohl fühlt.
Was sind die Grundlagen vom Medical Training für Katzen?
Jetzt fragst du dich bestimmt: “Was muss ich für das Training mitbringen?” Für mich der wichtigste aller Punkte ist: Es geht um die Katze als Individuum. Daher müssen wir immer ihre individuelle Geschichte mit einbeziehen. Jede Katze ist einzigartig und darf auch so behandelt werden. Und gerade beim Medical Training ist zu bedenken, dass viele Katzen schon eine Geschichte mitbringen. Geschichten vom Tierarzt, Erlebnisse vom Transport, vielleicht kommt dein Tier aus dem Tierschutz und und und …
Deshalb sind meine Basissäulen: Vertrauensaufbau | Positives Verstärken | Gewaltfrei
Die Art und Weise wie wir mit unserer Katze trainieren
Wenn du bereits mit deiner Katze clickerst, wendest du vielleicht schon einiges an, was sinnvoll für das Medical Training ist. Bist aber bisher gar nicht auf die Idee gekommen, dass du es super ins Training einbinden kannst. Ja, das Ganze darf sich wie Tricktraining anfühlen und Spaß machen. Ich verwende zum Beispiel wie beim Tricktraining auch beim Medical Training einen Geräuschmarker. Weitere Eigenschaften an denen du für dich arbeiten darfst sind:
- Sei geduldig: Gib euch mehr als zwei Wochen, um etwas Neues zu lernen. Es kann Monate dauern, und ja ich bin ehrlich, manchmal dauert es Jahre, bis ihr an eurem Ziel seid. Vergleiche von Jahr zu Jahr. Pick dir raus, was für euch am wichtigsten ist und arbeite stetig daran. Lass dich nicht entmutigen, wenn die Schritte klein sind. Es lohnt sich.
- Selbstmanagement für dich: Bleib bei dir selbst. Komm runter. Atme durch. Bist du selbst angespannt, überträgt sich das automatisch auf deine Katze.
- Lerne deine Katze zu verstehen: Wie sieht Stress, An- und Entspannung bei deinem Tier aus? Wie bleibst du im grünen, gelben Bereich, sodass noch die Möglichkeit besteht, eine Pause einzulegen? Für uns sollte immer im Fokus stehen, wie wir es unserer Katze am angenehmsten machen können. Wünscht das Tier eine Pause, mach eine kleine Pause und setz dann neu an.
Trainingsmethoden für das Medical Training mit deiner Katze
Die wichtigsten Skills, die du mit deiner Katze üben kannst, um einen möglichst großen Impakt auf euren Alltag zu haben sind Folgende:
Targettraining
Das Nasentarget eignet sich, um deine Katze im Raum zu platzieren, ohne dass du sie anfassen musst. Ich bringe meinen Kater Louis beispielsweise damit dazu, beim Tierarzt auf die Waage zu springen.
Das Hinterpfotentarget ist super praktisch, ich nutze es zum Beispiel, so dass Peanie ihre Hinterpfoten erhöht stellt, um ihr besser ihre Intimrasur für Langhaarkatzen zu verpassen.
Berührungstraining
Es bedeutet, die Katze daran zu gewöhnen, z.B. ihren Körper auch an empfindlichen Stellen wie dem Bauch, im Mundraum, an und in den Ohren berühren zu lassen. Berührungstraining ist so toll, weil ihr eure Katze überall anfassen könnt oder durch das Üben langsam Schritt für Schritt an diesen Punkt kommen werdet. Ich teile meinen Katzen immer vorher mit, dass ich sie jetzt anfasse. Erst kommt mein Sound, dann die Aktion, dann die Belohnung.
Ich finde, wir können nicht davon ausgehen, dass ein fremder Mensch (aka der Tierarzt zum Beispiel) unsere Katzen anfassen darf, wenn es uns selbst nicht möglich ist. Deshalb halte ich das Generalisieren der verschiedenen Trainingsübungen mit eurer Katze für unheimlich wichtig.
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Mehr InformationenGeneralisieren:
Ich beginne mit dem Training und nach und nach hole ich andere Familienmitglieder hinzu. Familie oder Freunde mit ins Boot zu holen und sie wissen zu lassen, wie es funktioniert, ist superwichtig. Damit es letztendlich auch beim TA funktioniert oder deine Katze sich die Tabletten auch von der Katzensitterin geben lässt.
Du kannst zum Beispiel deinen Partner einfach während des Trainings neben dir sitzen haben. In einem späteren Schritt gibst du die Tablette und dein Partner das Leckerli danach.
Die Belohnung muss übrigens nicht immer ein Leckerchen sein: Deine Katze hat bestimmt eine Stelle, die sie sich besonders gerne kraulen lässt. Bei Louis ist es ein Punkt unter dem Hals. Wenn ich seine Zähne checke, mache ich immer wieder kleine Pausen, um seinen Lieblings-Kraulspot zu bedienen.
Fixieren:
Nein, es ist sicherlich nicht das Angenehmste für Katzen, festgehalten zu werden. Dies passiert beim Tierarzt aber. Oder beim ins Maul schauen. Das Gute: Wir können das Fixieren positiv aufladen und unsere Katze lehren, dass es ok ist, wenn wir sie fixieren.
Transportboxtraining für die Katze:
Es lohnt sich zu Beginn zu schauen, was sich aus dem Training machen lässt, was vielleicht sogar Spaß bringt. Kannst du die Box von beiden Seiten öffnen und erst einmal als Tunnel nutzen, kann deine Katze von oben reinhüpfen… usw. Ich lasse eine meiner Katzen gerne in der Box warten, während ich mit der anderen Klickertraining mache. Hier kann auch eine Schleckmatte in der Box eine gute Idee sein, um den Gebrauch alltäglicher für deine Katze zu gestalten.
Mattentraining:
Eine klasse Möglichkeit die Katze daran zu gewöhnen, dass hier das Medical Training stattfindet, indem wir eine positive Verknüpfung schaffen. Schau dir zu diesem Thema mein neues Minitraining an.
Du kannst noch viel mehr mit deiner Katze trainieren: das Krallen schneiden, das Wiegen beim Tierarzt. Stell dir vor, wie cool es wäre, wenn deine Katze selbstständig auf die Waage beim Tierarzt springt, ohne hochgenommen und reingesetzt werden zu müssen.
Link zum Minitraining.
Medical Training stärkt die Mensch-Katze-Beziehung
Du möchtest dich um deine Katze kümmern, wenn mal etwas ist. Ob sie eine Wunde hat, die versorgt werden muss oder die tägliche Medikamentengabe bei einer chronischen Erkrankung. Damit das auch in akuten Situationen entspannt klappt, musst du es trainieren. Die Benefits sind dabei unschlagbar: Weniger Stress und Frust beim nächsten Tierarztbesuch, der Tablettengabe oder wenn du eine Körperstelle deiner Katze genauer untersuchen möchtest.
Wenn du das Training in euren Alltag einbaust, ist es nicht nur hilfreich, sondern stärkt eure vertrauensvolle Katz-Mensch-Beziehung. Side Effect: Es macht riesigen Spaß.
Ja, es kann einige Zeit dauern, bis du signifikante Erfolge siehst. Hab Geduld und lass dich nicht unterkriegen. Deshalb ist der richtige Zeitpunkt fürs Medical Training immer JETZT.
Wenn du tiefer einsteigen möchtest, ist mein Medical Training Kurs genau das Richtige für dich. Er passt in jeden Katzenalltag. Lerne, wann und wo immer es für dich gerade passt. Und für jede Katze ist etwas dabei.
Liebe Grüße
Chris