Der Sommer steht vor der Tür: Du schwitzt – deine Katze auch. Aber muss ihr Fell deshalb geschoren werden? Die kurze Antwort: In den meisten Fällen – nein. Eine gesunde Katze, selbst mit langem Fell, kommt auch bei warmen Temperaturen gut zurecht.
Aber wie so oft im Leben gibt es Ausnahmen. Manchmal ist das Scheren deiner Katze tatsächlich sinnvoll – zum Beispiel, wenn ein starkes Verfilzen keine andere Lösung mehr zulässt. Das ist dann aber meist unabhängig von der Jahreszeit.
In diesem Artikel machen wir gemeinsam einen kleinen Deep Dive ins Thema Katze scheren und schauen uns an, wann eine Schur wirklich nötig ist – und wann nicht. Außerdem erfährst du, warum Fellpflege so viel mehr ist als bloßes Kämmen – und wie du deine Katze dabei sinnvoll unterstützen kannst.

Mehr als nur Flausch – das Katzenfell hat wichtige Schutzfunktion
Bevor wir darüber nachdenken, ob wir unsere Katze scheren sollten, lass uns erst einmal schauen, wofür das Haarkleid der Katze überhaupt da ist.
Katzenfell ist nämlich ein echtes Multitalent. Es schützt vor Kälte in frostigen Winternächten, ebenso wie vor Hitze an heißen Sommertagen. Es hält Regen und Sonnenstrahlen ab und bietet einen wichtigen Schutz gegen Parasiten sowie kleinere Verletzungen und es schützt die Haut vor Austrocknung.
Das Katzenfell ist ein echtes Tarnwunder. Peanut zum Beispiel, mit ihrem rotbraunen Fell, verschmilzt in der Morgen- oder Abenddämmerung regelrecht mit der Umgebung. Manchmal sehe ich sie kaum – und stolpere auch mal über sie.
Das Fell ist außerdem ein wichtiges Kommunikationsinstrument. Wenn der Katze etwas zu viel ist, sträubt sich ihr Fell.
Fell ist nicht gleich Fell: Katzenrassen unterscheiden sich im Haarkleid
Nicht alle Katzen haben das gleiche Haarkleid – im Gegenteil: Die Unterschiede sind oft beeindruckend und hängen stark von der Rasse ab. Während Kurzhaarkatzen wie die elegante Abessinierin ein feines, eng anliegendes Fell tragen, ist das Haarkleid von Rassen wie der Maine Coon deutlich länger und voluminöser. Dann gibt es noch die Langhaar-Stars wie die Perserkatze, deren dichtes, fließendes Fell fast schon majestätisch wirkt.
Spannend wird es, wenn wir uns den sogenannten Haarzyklus anschauen – also den natürlichen Wechsel zwischen Wachstums-, Ruhe- und Ausfallphase des Haares. Studien deuten darauf hin, dass dieser Zyklus bei Langhaarkatzen langsamer verläuft. Ihre Haare wachsen über einen längeren Zeitraum, bevor sie überhaupt ausfallen. Bei Perserkatzen etwa kann dieser Zyklus bis zu sechs Monate dauern.
Louis ist als klassische Langhaarkatze ein gutes Beispiel: Er verliert zwar seltener Haare als seine kurzfelligen Kollegen – dafür hinterlässt er besonders im Frühling und Herbst, wenn der Fellwechsel auf Hochtouren läuft auffällig, langes Haar auf dem Sofa. Kurzhaarkatzen hingegen haaren übers Jahr verteilt regelmässiger, mit weniger ausgeprägten saisonalen Fellwechsel-Episoden.
Funfact: Wenn ich bei Louis mal die Schere oder Schermaschine ansetzte dauert es wirklich rund 4-6 Monate, bis du meinen „Hick“ im Fell nicht mehr siehst. Je nach dem wie doll die gerade Kante ist, ärgere ich mich darüber, dass ich noch nicht hübscher scheren kann. 😅
Wann das Scheren deiner Katze Sinn macht
Wie schon zu Beginn erwähnt, bin ich keine Freundin davon, Katzen grundsätzlich zu scheren – vor allem nicht aus rein optischen Gründen. Jede Katze ist auf ihre eigene Weise wunderschön, ihr Fell gehört zu ihr wie die Schnurrhaare oder der Schwanz. Deshalb mein Appell: Überlege dir gut, ob eine Schur wirklich notwendig ist.
Es gibt jedoch Ausnahmesituationen, in denen das Scheren durchaus sinnvoll und im Sinne der Katze sein kann. Etwa bei:
1. Medizinischen Interventionen
Vor Operationen: Das Fell rund um die Eingriffsfläche muss rasiert werden, um sterile Bedingungen zu schaffen.
Ultraschalluntersuchung: Besonders bei Katzen mit dichtem Fell wie unserer Peanut ist das notwendig, damit das Gerät bis zur Haut durchkommt.
Blutabnahme: Manchmal wird auch das Beinchen rasiert – je nach Felltyp und Tierarztpraxis.
2. Extremer Knotenbildung bei Langhaarkatzen
- Trotz (regelmäßiger Pflege) kann es bei Rassen mit extrem dichtem oder feinem Fell zu Knoten und Filzplatten kommen – vor allem während des Fellwechsels.
- Verfilzungen sitzen oft nah an der Haut, verursachen Schmerzen und können zu Entzündungen oder Pilzinfektionen führen, weil die Haut nicht mehr atmen kann.
- Bevor du zur Schermaschine greifst, versuche es mit intensiver Kamm- und Bürstenpflege – die Schur sollte immer der letzte Ausweg sein
Früher dachte bei Verfilzungen: Hier kümmert sich der Mensch einfach zu wenig.
Heute weiss ich aus Erfahrung, manchmal geht es schneller als ich bürsten kann!
Vor allem Louis‘ sehr feines, langes Haar in Verbindung mit Nässe oder Schmutz ist eine fatale Mischung: Die Knoten sitzen oft gleich tief, nah an der Haut. Dafür reicht in der Fellwechselzeit ein morgendlicher Spaziergang im Morgentau mit einer Nacktschnecke als Mitbringsel. 😬
Das kann für deine Katze richtig unangenehm werden. In solchen Fällen ist eine fachgerecht durchgeführte Schur tatsächlich sinnvoll.
3. Wenn die Vergangenheit im Fell steckt
- Manchmal kommen wir in die Situation, uns zu fragen: “Ist es nötig meine Katze großflächig zu scheren?” Das kann zum Beispiel sein, wenn du eine Katze aus dem Tierschutz adoptierst. Hier wird sie bereits im Tierheim grossflächig von den Filzplatten befreit.
- Das Fell deiner Katze ist oft ein Spiegel ihres seelischen und körperlichen Zustands. Stress, schlechte Haltung, mangelhafte Ernährung – all das zeigt sich im Haarkleid. Verfilzungen, stumpfes Fell oder kahle Stellen sprechen oft Bände über das, was das Tier erlebt hat.
Als Peanut bei uns eingezogen ist, kam sie einmal „runtergeschoren“, sodass der Grossteil der dollen Filzplatten entfernt wurden. So konnte Peanut sich wieder selbst um ihr Fell kümmern und auch für uns war die Fellpflege einfacher.
4. Unterstützung bei gesundheitlichen Einschränkungen der Katze
- Ältere, übergewichtige oder chronisch kranke Katzen (z. B. mit Arthrose) können sich oft nicht mehr ausreichend selbst putzen.
- Verfilzungen sind dann ein Symptom – die Ursache liegt tiefer, etwa im Bewegungsapparat, der Ernährung oder dem allgemeinen Gesundheitszustand. Unser Ziel sollte immer sein, auch den allgemeinen Gesundheitszustand unserer Katze zu verbessern.
Eine gezielte Teil-Schur kann hier eine spürbare Erleichterung bringen. Bei Peanut zum Beispiel scheren wir regelmäßig bestimmte Stellen. Peanut leidet an einer ausgeprägten Arthrose und ist nicht mehr so beweglich. Ich kürze ihr Fell am unteren Rücken, an den Flanken, im Intimbereich, hinter den Vorderbeinen und ich stutze regelmässig ihre Löwenmähne, denn dort das Fell ist so lang, dass es beim Putzen einfach im Mund bleib. So putzt sie sich wieder mehr, wirkt zufriedener, und auch ich komme mit der Bürste besser durch.

Scheren mit Augenmaß – wenn einzelne Bereiche eine Pflegeeinheit brauchen
Manchmal reicht es also schon, nur bestimmte Stellen zu scheren – und genau das kann im Alltag eine echte Erleichterung sein. Wir zum Beispiel scheren den Bereich rund um den Po unserer Katzen. Einfach aus hygienischen Gründen – so bleibt kein Kot im Fell hängen, und sowohl für die Katze als auch für uns wird das Zusammenleben entspannter.
Auch an den Pfoten kann ein gezieltes Kürzen sinnvoll sein. Peanut hat langes Fell zwischen den Ballen – eigentlich eine praktische Erfindung der Natur, um vor Kälte und Hitze zu schützen. In unserer Wohnung auf dem glatten Parkettboden war das allerdings weniger hilfreich: Sie rutschte oft aus, wirkte unsicher auf den Beinen, besonders wegen ihrer Rückenproblematik. Seit wir die Ballenhaare vorsichtig kürzen, hat sie wieder mehr Halt und bewegt sich sicherer.
Ein absolutes Tabu ist das Schneiden der Schnurrhaare. Diese sogenannten Tasthaare sind hochsensible Sinnesorgane, die deiner Katze helfen, sich zu orientieren, Entfernungen einzuschätzen und mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Sie sitzen nicht nur im Gesicht, sondern auch hinten an den Vorderpfoten. Wenn du deine Katze scherst, achte darauf, dass auch dort Tasthaare wachsen.
Fellpflege – ja bitte! Aber nur mit dem richtigen Werkzeug
Wenn du deine Katze scheren möchtest, stellt sich schnell die Frage: Womit eigentlich?
Ich arbeite mit einer Schermaschine – und das aus gutem Grund. Zum einen ist das Verletzungsrisiko deutlich geringer als bei einer Schere. Zum anderen kannst du mit verschiedenen Aufsätzen genau die richtige Länge für deine Katze wählen. Das gibt dir mehr Kontrolle und sorgt für Sicherheit bei der Anwendung.
Von Geräten für Menschen – wie Barttrimmern oder Haarschneidern – rate ich dringend ab. Sie sind weder für das feine Katzenfell gemacht noch für die empfindliche Haut darunter.
Und zur Schere: Auch wenn sie handlich wirkt, ist sie im Umgang mit einer zappelnden Katze einfach zu riskant. Die Haut liegt oft sehr nah am Filz oder Knoten – ein falscher Schnitt kann schnell wehtun oder sogar ernsthaft verletzen.

Vom Winterpelz zum Sommerlook – Unterstützung beim Fellwechsel
Wenn du deine Katze scherst, ist es natürlich dennoch wichtig, ihr Fell regelmäßig zu pflegen. Besonders zweimal im Jahr zur Fellwechselzeit.
Egal, ob deine Katze ein Kurz-, Mittel- oder Langhaarkleid trägt – regelmäßige Fellpflege ist unerlässlich. Besonders zweimal im Jahr, wenn der Fellwechsel ansteht, solltest du deine Katze mit kooperativem Bürsten unterstützen.
Gerade bei Freigängern oder Katzen, die Zugang zu einem gesicherten Garten oder Balkon haben, fällt der Fellwechsel stärker auf. Bei Wohnungskatzen hingegen bemerkt man ihn möglicherweise weniger, aber auch sie durchlaufen diese natürliche Phase.
Die unterstützende Fellpflege hilft nicht nur, das Fell gesund und glänzend zu halten, es ist auch eine gute Prävention gegen eine andere, oft unterschätzte Gefahr: die Fellwürste.
Fellpflege gegen Fellwürste – so geht’s deiner Katze besser
Katzen putzen sich ständig und nehmen dabei eine große Menge Haare auf. Wenn sie diese dann ausspeien, ist das wirklich unangenehm für unsere Katzen.
Wenn deine Katze eine reine Wohnungskatze ist und keine Möglichkeit hat, sich beim Streifen an Büschen von abgestorbenen Haaren zu befreien, darfst du sie aktiv unterstützen.
Das regelmäßige Bürsten ist in diesem Fall ein Muss. Zudem kannst du Malzpaste verwenden, um deine Katze beim Loswerden der Haarballen zu unterstützen. Im blödesten Fall kann der Haarwulst nämlich zu ernsten Magen-Darmtrakt-Problemen und sogar zu einem Darmverschluss führen.
Doch das regelmäßige Bürsten hat noch einen weiteren Vorteil: Es ist ein wundervolles Ritual, das nicht nur der Fellpflege dient, sondern auch deine Bindung zu deiner Katze stärkt. Dabei hast du zudem die Möglichkeit, alle Körperstellen zu überprüfen und Veränderungen frühzeitig zu bemerken.
Nicht zuletzt ist regelmäßiges Bürsten auch eine ideale Vorbereitung für das Scheren, falls es notwendig wird.
Bürste ist nicht gleich Bürste – passendes Werkzeug für jedes Fell
Bevor du zur Bürste greifst, lohnt sich ein genauer Blick auf das Haarkleid deiner Katze. Denn nicht jedes Fell ist gleich: Manche Katzen haben viel Unterwolle, andere dagegen eher feines, glattes Deckhaar – das kann sogar bei Geschwistern ganz unterschiedlich ausfallen.
Ich finde es wichtig, dass Kämme und Bürsten wirklich zum jeweiligen Felltyp passen. Deshalb habe ich mir für Louis und Peanut jeweils ein individuelles Bürstenset von einer Katzenfriseurin zusammenstellen lassen. Für Peanut etwa brauche ich Werkzeuge, die gezielt an die dichte Unterwolle herankommen. Louis hingegen hat kaum Unterwolle, dafür aber langes, seidiges Deckhaar – das verlangt nach einer ganz anderen Pflege.
Seit ich die beiden mit dem passenden Equipment pflege, reagieren sie auch ganz anders auf das Bürsten. Louis zum Beispiel fand es früher richtig blöd – inzwischen genießt er es, fordert es manchmal sogar richtig ein.
Ein guter Einstieg ist übrigens ein Tangle Teezer. Der ist sanft, ziept nicht und eignet sich super für den Anfang, besonders wenn deine Katze das Bürsten erst noch lernen muss. Später kannst du dann zu Bürsten wechseln, die tiefer gehen und mehr Unterwolle entfernen.
Auch Fellpflege-Handschuhe sind eine schöne Option – besonders zum sanften Entfernen loser Haare. Damit bekommt man ordentlich was raus.
Aber ja, unsere Katzen müssen erst einmal an die Fellpflege gewöhnt werden. Wenn sie jung sind, geht das oft noch auf eine spielerische Weise. Wenn sie älter sind, kann es schwieriger werden.
Trainiere die Fellpflege mit deiner Katze
Mit positivem Training und kooperativen Signalen kannst du deiner Katze mit Zeit und Geduld die Fellpflege viel einfacher machen. Es lohnt sich, da wirklich dranzubleiben. Und nicht nach zwei, drei Versuchen zu sagen, “Meine Katze möchte das nicht. Sie hat keinen Spaß daran – also lassen wir das lieber“.
Bei uns ist die Schermaschine beispielsweise positiv antrainiert. Wir haben unsere Katzen an das Scheren und die Fellpflege mit Bürsten und Kämmen langsam und kleinschrittig im Zuge des Medical Trainings gewöhnt. In diesem Beitrag zum Medical Training für Katzen kannst du mehr zum Thema erfahren.
Sommer, Sonne, Schermaschine?
Und was ist mit einer Sommerfrisur? Die Idee, Katzen im Sommer komplett zu scheren, klingt verlockend – besonders bei sehr flauschigen Tieren. Aber bei gesunden Katzen mit einem funktionierenden Fellwechsel halte ich das für unnötig. Ihr Fell reguliert nicht nur die Temperatur, sondern schützt auch vor Sonne und Insekten. Eine Komplettschur sollte wirklich gut überlegt sein – wäge Dringlichkeit und Nutzen sorgfältig ab.
Apropos Schutz: Wenn du das Fell deiner Katze kürzt, denk auch an die Sonnenstrahlung. Weniger Fell bedeutet weniger UV-Schutz – besonders bei hellen oder nackten Hautstellen ist Sonnenbrand eine reale Gefahr.

Fellpflege mit Herz & Verstand – deine Katze scheren ist kein Tabu, aber auch kein Muss
Ob eine Katze geschoren werden sollte, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es ist immer eine ganz individuelle Entscheidung – abhängig vom Felltyp, Gesundheitszustand und der konkreten Situation. Manchmal ist das Scheren tatsächlich der letzte Ausweg – etwa bei massiven Verfilzungen oder Hautproblemen, bei denen die Pflege sonst nicht mehr möglich ist.
Doch viel wichtiger als die Schermaschine ist die regelmäßige Fellpflege mit Bürsten und Kämmen. Gerade beim Fellwechsel kannst du deine Katze damit enorm unterstützen. Und ganz nebenbei wird das Bürsten schnell zu einem kleinen Ritual, das euch beiden gut tut – körperlich und emotional.
Und keine Sorge: Mit etwas Vorbereitung, Geduld und der richtigen Technik gewöhnen sich die meisten Katzen wunderbar daran. Und du musst das nicht allein herausfinden – in meinem Medical-Training-Kurs zeige ich dir u.a. auch wie du deine Katze sanft und stressfrei an diese Pflegeroutine heranführst.
